von Redaktion

Tokio 2021: Gold und Silber in der Kür

Jessica von Bredow-Werndl gewann mit der Trakehner Stute Delera auch in der Einzelentscheidung Gold - FEI/BRINKMAN

Tokio/JPN - Nach Teamgold gewinnen die deutschen Dressurreiterinnen auch Gold und Silber in der Einzelwertung. Jessica von Bredow-Werndl (Aubenhausen) mit TSF Dalera erzielt mit einer herausragenden Kür 91,732 Prozent und liegt damit vor ihrer Teamkollegin Isabell Werth (Rheinberg) und Bella Rose mit 89,675 Prozent. Bronze geht an die Titelverteidigerin Charlotte Dujardin aus Großbritannien mit Gio. Dorothee Schneider (Framersheim) beendet die Kür mit Showtime FRH auf Platz 15. Insgesamt bewarben sich 18 Paare aus elf Nationen um die Medaillen.

Zur Musik vom Film La La Land zeigten Jessica von Bredow-Werndl und ihre 14-jährige Trakehner Stute TSF Dalera (v. Easy – Game, Züchterin: Silke Druckenmüller, Ferschweiler) eine Kür mit höchsten Schwierigkeiten und beendeten die Prüfung mit einer einhändig gerittenen Passage. Erleichtert strahlte die 35-jährige Reiterin nach dem Ritt, der ihr zunächst die Führung und wenig später die Goldmedaille eintrug. „Pure Freude, Erleichterung und wahnsinnige Dankbarkeit", fasste sie ihre Gefühle zusammen. "Dankbarkeit, dass ich das erleben darf, dass ich hier stehe, die zweite Goldmedaille um den Hals hängen habe, dass ich so ein wundervolles Pferd und so ein unglaubliches Team habe, das hinter mir steht - und meine Familie natürlich", freute sich die frisch gebackene Olympiasiegerin. Ihr Ziel sei es gewesen, die 90 Prozent zu knacken. „Am Anfang habe ich etwas taktiert, am Ende bin ich immer mehr auf Risiko geritten. Aber alles war gut, es waren keine groben Schnitzer drin, dafür viele Highlights, das habe ich gespürt.“

Die Anspannung sei in der Kür allerdings schon größer gewesen als in den Prüfungen davor, dem Qualifikations-Grand Prix und dem Grand Prix Special, in dem die Einzelwertung ausgetragen wurde. Direkt nach ihrem Ritt gab sie zu: „Gestern (im Grand Prix Special) bin ich mit einem verdammt sicheren Gefühl da reingeritten, weil ich, glaube ich, 72 Prozent reiten musste, damit wir Mannschaftsgold holen. Heute ging es jetzt doch darum, bin ich Erster? Bei den anderen Prüfungen war es genial, Erster zu werden, aber es hat überhaupt nicht gezählt. Aber heute bedeutet es was.“

Bundestrainerin Monica Theodorescu sagte zum Sieg von Jessica von Bredow-Werndl: „Jessica und Dalera das geht nicht einzeln. Das ist diese Entwicklung, wenn ein Paar zusammenwächst. Sie kann sich unheimlich auf dieses tolle Pferde verlassen. Das Ergebnis überrascht mich nicht, aber es hätte auch andersherum sein können.“

Denn auch Isabell Werth gehörte zu den absoluten Favoriten auf den Titel. Mit ihrer 17-jährigen westfälischen Fuchsstute Bella Rose (v. Belissimo M – Cacir AA, Züchter: Zuchtgemeinschaft Heinrich und Wilhelm Strunk, Bochum) zauberte sie eine Top-Kür zu den Klängen von Beethoven aufs Viereck des Baji Koen Equestrian Park. Ohne Fehler präsentierte das Paar eine Schwierigkeit nach der anderen. Einhändig auf der Schlusslinie passagierte sie mit Bella Rose zum Halten. Am Ende reichte es nicht ganz. 89,657 Prozent bedeuteten Silber für die siebenfache Olympiasiegerin.
Isabell Werth kommentierte ihren Ritt so: „Es hat sich wirklich super angefühlt. Die Stute war fantastisch. Ich glaube wirklich, es war ihre beste Kür. Wenn man am Ende so über die Mittellinie geht, nach zwei Wochen, bei diesem Wetter und unter diesen ganzen Umständen, und das Pferd dann so noch einmal eine Mittellinie zelebriert und so nochmal Passagen und Piaffen macht, dann war das einfach Gänsehaut pur. Wenn man am Ende rausgeht und denkt, ich hätte es nicht besser machen können, dann bin ich happy und zufrieden.“ Einen Moment lang habe sie geglaubt, es habe vielleicht gereicht, sagte Werth. „Aber ich bin zufrieden und glücklich über diese Prüfung und ich kann gut mit der Silbermedaille leben. Auch Jessi hat drei Tage super gekämpft und ihre Stute fantastisch präsentiert, das ist der Sport“, sagte sie.

Angesichts der Topleistungen ihrer Reiterinnen zieht Bundestrainerin Monica Theodorescu ein positives Fazit: "Gold und Silber – ganz viel besser geht’s nicht. Ein grandioser Fight! Pferde auf Höchstniveau. Es tut mir ein bisschen Leid für Dorothee. Wir haben auch alles versucht. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Das ist heute ein kleiner Wermutstropfen. Nichtsdestotrotz Gold und dann nochmal Gold und Silber – sehr gut, wirklich toll."

Dorothee Schneider, 2016 in Rio noch Sechste in der Einzelwertung, landete in Tokio am Ende auf Platz 15 in der Kür. Sie war die letzte Starterin in der Kür mit ihrem Hannoveraner Wallach Showtime FRH (v- Sandro Hit - Rotspon (Züchter Heinrich Wecke, Stadthagen), den sie seit er drei Jahre alt ist selbst ausgebildet hat und mit dem sie bei den Olympischen Spielen in Rio bereits Mannschaftsgold holte. Etwas enttäuscht erklärte sie, wie es zu den kleinen Fehlern bei ihrem Ritt mit Showtime FRH kam: "Wir haben entschieden, dass ich volles Risiko reite. Alles oder nichts und jetzt ist es eben nichts. Kann auch passieren. Er wirkte so fit, sehr motiviert und hat sich sehr locker angefühlt. Wir haben halt gesagt, wir riskieren ein bisschen was, machen ihn ein bisschen wach, vielleicht war das ein bisschen zu viel. Das Gold von gestern strahlt natürlich noch, aber ich finde es schade für das Pferd, er ist wirklich was Besonderes. Aber hier Gold mit dieser tollen Mannschaft mit dem kurzen Anlauf, den wir hatten, zu holen, da bin ich schon mächtig stolz."

Der Endstand Einzelwertung Dressur in der Übersicht

Gold: Jessica von Bredow-Werndl (GER) mit TSF Dalera; 91,732
Silber: Isabell Werth (GER) mit Bella Rose; 89,657
Bronze: Charlotte Dujardin (GBR) mit Gio, 88,543
4. Catherine Dufour (DEN) mit Bohemian; 87,507
5. Sabine Schut-Kery (USA) mit Sanceo: 84,300
6. Edward Gal (NED) mit Total US; 84,157
7. Carina Cassoe Kruth (DEN) mit Heiline’s Danciera, 83,329
8. Carl Hester (GBR) mit En Vogue: 81,818 Prozent
9. Juliette Ramel (SWE) mit Buriel K.H., 81,182
10. Steffen Peters (USA) mit Suppenkaspar; 80,968
11. Nanna Skoborg Merrald (DEN) mit Zack; 80,893
12. Hans Peter Minderhout mit Dream Boy: 80,682
13. Charlotte Fry (GBR) mit Everdale, 80,614
14. Therese Nilshagen (SWE) mit Dante Weltino OLD; 79,721
15. Dorothee Schneider (GER) mit Showtime FRH; 79,432
16. Rodrigo Torres (POR) mit Fogoso 78,943
17. Beatriz Ferrer-Salat (ESP) mit Elegance 77,532
18. Brittany Fraser-Beaulieu (CAN) All in 76,404

 

FN Press

 

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